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7 Trends für nachhaltige Verpackungsinnovationen
Tim Sykes teilt seine Erkenntnisse für das Jahr 2025 und darüber hinaus
Der „Verpackungs-Geek“ (seine Worte, nicht unsere) Tim Sykes, Brand Director bei Packaging Europe und Gründer der Sustainability Awards und des Sustainable Packaging Summit, gibt Ihnen einen Einblick in die Verpackungstrends der kommenden Jahre.
Da er seit fast 20 Jahren beobachtet, wie Verpackungstrends kommen und gehen, ist Tim in der perfekten Position, um über die aktuellen und kommenden Faktoren zu sprechen, die die äußerst vielfältige Landschaft der Verpackungsindustrie prägen. Zu Beginn des Jahres 2025 ist der Fokus auf Nachhaltigkeit, Innovation und globale Zusammenarbeit deutlicher denn je.
Trend: Von PPWR inspirierte Innovationen
Tim Sykes: „Mit kurzfristigen und konkreten Nachhaltigkeitszielen in Bezug auf den Recyclinganteil, die Wiederverwendbarkeit und die Wiederbefüllbarkeit zwingt die Europäische Verpackungsverordnung (PPWR) die Unternehmen, ihre Ziele zu überdenken. Sie werden Formate entwickeln, die den spezifischen Zielen der PPWR entsprechen. Ein gutes Beispiel ist der neue Ketchupspender von Kraft Heinz, der die Portionsbeutel ersetzt.
In diesem Bereich sind nachfüllbare Verpackungssysteme auf dem Vormarsch. Das Potenzial ist vorhanden, aber es besteht ein Bedarf an Standardisierung und wir können die Bequemlichkeit der Verbraucher nicht ignorieren.
Ich bin überzeugt, dass sich die Marken zusammentun müssen, um Wiederverwendungs- und Nachfüllsysteme zu verwirklichen. Standardisierung ist der Schlüssel zum Erfolg. Und für die Standardisierung braucht man Zusammenarbeit.“
Trend: Globale Zusammenarbeit und Harmonisierung
Tim Sykes: „Nachhaltigkeit ist eine globale Herausforderung, und Regionen auf der ganzen Welt informieren sich, welche bewährten Verfahren und Standards andere entwickeln. Auch wenn PPWR ein rein europäisches Projekt zu sein scheint, wird es in anderen Teilen der Welt sehr genau beobachtet. Ein gutes Beispiel ist Australien, wo derzeit neue Rechtsvorschriften für Verpackungsabfälle erarbeitet werden. Was mit PPWR geschieht, ist für Australien sehr nützlich, um darauf aufzubauen. Die Harmonisierung globaler Standards und das Lernen aus den Erfahrungen anderer sind entscheidend, um die Nachhaltigkeit von Verpackungen voranzutreiben.“
Trend: CO2 zentraler Faktor bei Nachhaltigkeitsberechnungen
Tim Sykes: „Anstatt sich auf eine einzige Kennzahl zu konzentrieren, was unbeabsichtigte Folgen haben könnte, werden wir Verpackungen zunehmend aus einer ganzheitlichen Perspektive betrachten – mit CO2 als zentralem Faktor bei der Berechnung der Nachhaltigkeit.
Wenn wir auf einen nachhaltigen Planeten für künftige Generationen hinarbeiten wollen, müssen wir bei Entscheidungen bezüglich der Verpackung den CO2-Fußabdruck der Verpackung und des darin enthaltenen Produkts berücksichtigen. Wir müssen sicherstellen, dass es keine Kompromisse gibt, bei denen ein niedriger CO2-Ausstoß bedeutet, dass mehr Verpackungen in die Meere oder auf Mülldeponien gelangen.“
Trend: E-Commerce
Tim Sykes: „In den vergangenen Jahren haben die großen E-Commerce-Anbieter große Anstrengungen unternommen, um ihre Verpackungen zu optimieren. Ich bin sicher, dass das anhaltende Wachstum des E-Commerce ressourceneffizientere Verpackungskonzepte nach sich ziehen wird, durch die weniger Abfall entsteht.
Ein Beispiel ist das Design von Primärverpackungen, das darauf abzielt, eine zusätzliche Verpackung für den Transport überflüssig zu machen. Ähnlich verhält es sich mit der richtigen Dimensionierung von Verpackungen für den E-Commerce – der Versand von leeren Verpackungen ist sinnlos.
Generell könnte es einen Trend zu optimierten Transitsystemen geben, und warum sollten diese nicht mit Nachfüll- und Wiederverwendungssystemen verbunden werden?
Es ist zu beachten, dass bestimmte Teile der Welt, wie zum Beispiel Asien, diesbezüglich viel weiter sind. Auch hier ist es wichtig, von bewährten Verfahren zu lernen.“
Trend: Globalisierung der Innovation
Tim Sykes: „In meiner Funktion bei Packaging Europe erlebe ich aus erster Hand, wie „global“ Verpackungsinnovationen tatsächlich sind. Start-ups aus der ganzen Welt (Thailand, Japan, Südafrika usw.) bringen neue Ideen, Formate und Materialien auf den Markt.
Das ist äußerst hilfreich und einer der Vorteile der Globalisierung: Sie ermöglicht uns, Ideen und Fachwissen von überall her zu beziehen, auch wenn die Dynamik bestimmter Märkte oder Verbraucher in verschiedenen Regionen unterschiedlich ist.
Bedeutet die Globalisierung der Verpackung, dass ein Produkt in allen Regionen in ein und derselben Verpackung auf den Markt gebracht wird? Nicht unbedingt, denn die Verbrauchergewohnheiten und die allgemeine Akzeptanz werden in diesem Punkt entscheidend sein.“
Trend: Recycelte Inhalte
Tim Sykes: „Das Konzept des „Design for Recyling“ oder sogar des „Design for Circularity“ ist zwar weit verbreitet, es ist aber eine ziemliche Herausforderung, recycelte Materialien für berührungsempfindliche Verpackungen zu beschaffen.
Es besteht ein Zwiespalt: Die derzeitige wirtschaftliche Lage ist nicht günstig für die europäischen Recycler. Gleichzeitig müssen sie aber Investitionen vornehmen, um sich auf die Vorschriften und die bevorstehende Nachfrage nach recycelten Inhalten vorzubereiten.
Marken und Einzelhändlern müssen recycelten Materialien den Vorzug geben, um die Verfügbarkeit von recycelten Materialien zu erhöhen.
Wertschöpfungskettenübergreifende Initiativen wie CEFLEX (Circular Economy for Flexible Packaging) oder HolyGrail unternehmen große Anstrengungen, um darzustellen, wie die Kreislaufwirtschaft funktioniert, und um Geschäftsmodelle für die Kreislauffähigkeit von Verpackungen zu entwickeln.
In den kommenden Jahren wird der Fokus auf recycelte Materialien für berührungsempfindliche Verpackungen noch stärker werden – hoffen wir, dass die PPWR genug Druck erzeugt, um uns aus der Sackgasse zu führen.“
Und was ist mit dem Ersatz von Plastik durch Papier?
Tim Sykes: „Die Einreichungen für die Sustainability Awards (Nachhaltigkeitspreise) geben mir einen Überblick darüber, wo die wichtigsten Innovationen in einem bestimmten Jahr stattfinden werden. In den letzten 2–3 Jahren haben wir eine Zunahme von Innovationen im Bereich der Papierverpackungen gesehen, wie z. B. das Hinzufügen von Barrieren zur Verbesserung der Funktionalität. Einige vielversprechende Versuche gab es auch mit Zellstoff.
Bestimmte Projekte im Bereich der Umstellung von Plastik- auf Papierverpackungen sind sicherlich sinnvoll, und die Verbraucher sind davon begeistert, aber Papier ist nicht immer die beste oder nachhaltigste Lösung. Auch hier ist es wichtig, einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen und den CO2-Fußabdruck in den Mittelpunkt zu stellen. Wir sollten es vermeiden, schlechte Entscheidungen zu treffen, nur weil sie kurzfristig populär sind.“
Fazit
Die Verpackungsindustrie entwickelt sich weiter und diese Trends und Innovationen werden eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung einer nachhaltigeren Zukunft spielen. Indem sie der Nachhaltigkeit Vorrang einräumt, die globale Zusammenarbeit und Innovation fördert und CO2 in den Mittelpunkt stellt, kann die Branche erhebliche Fortschritte bei der Reduzierung ihrer Umweltauswirkungen machen und den Anforderungen einer sich verändernden Welt gerecht werden.